Auf Hochtouren

Ende September. Einmal kurz umgedreht und plötzlich ist es Herbst in Europa. Der Wollpulli wurde bereits gewissenhaft entfusselt. Schal und Mütze tragen sich zwar noch etwas sperrig, doch die Eindrücke aus einem der heißesten Sommer seit es Hitze gibt verblassen zügig. Man erwischt sich beim Gedanken, ob die kleine Studi-Bude nicht auch mit Kerzen zu erhellen wäre, aber möchte auch nichts schwarzmalen.

In Kenia wurde die Bevölkerung unterdessen wieder einmal an die Urnen gebeten, um in höchst fragwürdiger Manier das neue Staatsoberhaupt zu bestimmen. Das politische Klima im Land ist drückender als der Gaspreisdeckel. Die Preise für so ziemlich alles stagnieren auf einem viel zu hohen Niveau und die Korruption frisst sich immer hemmungsloser durch alle Bereiche des öffentlichen Lebens.

Bei Safisha haben wir damit unsere Sorgen dieser Tage, da der Behördenwahnsinn grassiert und uns das Leben schwer macht. Carmens und Pauls Präsenz zu Beginn diesen Jahres ist in Mowlem, rund um das neue Schulgebäude, nicht unbemerkt geblieben. Alice wird seither schamlos von jeder Art “Offiziellen“ bedrängt, die mit Verordnungen, angeblichen Genehmigungen und Bußbescheiden herumfuchteln und Kasse machen wollen. Meistens stecken ein paar Richter mit drin, um die Leute schnell und chancenlos auszunehmen. Uns besorgen diese Entwicklungen ernsthaft. Allzu deutlich haben wir Alice Kidnapping im letzten Sommer vor Augen, das aus eben einer solchen Situation heraus entstand. Nie wieder darf es passieren, dass Alice ins Gefängnis gesteckt wird. Leider müssen wir uns den Realitäten stellen und diese sprechen eine eindeutige Sprache: Zahlen oder Knast. Wer in einem funktionierenden Rechtsstaat aufwuchs, tut sich schwer mit solchen Erkenntnissen und es fühlt sich wie ein großes Opfer an, korrupt-kriminellen Strukturen nachzugeben. Was mit dem ganzen Geld alles für die Kinder getan werden könnte, mögen wir uns gar nicht ausmalen. Aber resignieren hilft auch nichts, deshalb kommen wir jetzt zum schönen Teil dieser Ankündigung, dem sie ihre Überschrift verdankt. Carmen und Paul gehen auf grosse Fahrradtour. Mit der Aktion Cycle For Safisha Africa 2 knüpfen wir an unsere erste erfolgreiche Fundraising-Tour im Jahr 2017 an, aus der schliesslich unser kleiner Verein hervorging. Mit zwei Mitradelnden durchqueren wir diesmal den südamerikanischen Kontinent von Nord nach Süd. Wir gehen also back to the roots! Oder besser biken back to the roots. Auch dieses Mal dokumentieren wir unsere Abenteuer. Wir starteten bereits einen Bild-Blog bei Instagram und werden euch ebenfalls über diesen Newsletter auf dem Fahrradfahrenden halten. Auch hat Carmen es schon in zwei Lokalblättchen im Raum Winterthur geschafft, was unserer Reichweite sehr zugute ḱam. In diesem Sinne seid auch ihr herzlichst aufgefordert, euren Freund*innen, Verwandten und Kolleg*innen von CFSA2 zu erzählen!

Unser Ziel ist es, diese Aufmerksamkeit zu nutzen, um interessierten Menschen Safisha vorzustellen und näherzubringen. Natürlich sammeln wir auch Spenden. Denn trotz den gegenwärtigen Turbulenzen, wird der Tag kommen, an dem das neue Schulhaus öffnet. Bis dahin müssen wir noch die Innenausstattung finanzieren, die Küche, Schulmaterialien und Lehrmittel. Ganz fantastisch wäre es, wenn wir außerdem ein paar neue Mitglieder für unseren Verein gewinnen könnten, denn nachhaltige Unterstützung bedeutet für uns vor allem, die monatlichen Kosten bei Safisha zu decken. Wir freuen uns auf die bahnbrechende Eindrücke in den Anden, auf den Staub der Trucks, die die Pan-Americana unsicher machen, auf Guaven und Mangobäume, auf Alpakas und Lamas und darauf, den Unterschied zwischen beiden zu lernen, auf ein halbes Jahr Camping, auf den ersten Einsatz unseres nigelnagelneuen Benzin-Kochers und auf die Stille unter weiten Sternenhimmeln im ganz-und-garen Nirgendwo. Ein spannendes halbes Jahr erwartet uns. Am 7. Oktober heben wir samt Drahtesel ab nach Bogotà und sagen „Hasta pronto, amigos“!

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